Die Luftbrücke | Berliner Orte

Columbiahalle | 13.8.23 | 16 Uhr

Aram Chatschaturjan Säbeltanz

Friedrich Hollaender ‚Ruins of Berlin‘ aus dem Film ‚A foreign affair‘ (1948), Arr. Joachim Schmeisser

Leroy Anderson Summer Skies

Leroy Anderson Jazz Legato

Günter Neumann Der Insulaner

Cole Porter I get a kick out of you aus dem Musical Anything goes, Arr. Sven Klammer

Leonard Bernstein Ouvertüre zu Candide

PAUSE

Leonard Bernstein On the Town, Three Dances Episodes, Nr. 1, Nr. 2

Leonard Bernstein On the Town, Three Dances Episodes, Nr. 3

Richard Rodgers The lady is a tramp aus dem Musical Babes in Arms Text von Lorenz Hart. Arr. Tim Jäkel

Cole Porter Anything goes aus dem Musical Anything goes, Arr. Sven Klammer

George Gershwin The man I love, Arr. Kai Tietje

George Gershwin Cuban Overture

Gesang und Text: Femke Soentenga und Michael Schrodt

Dirigent: Bernd Ruf

Es spielen die Berliner Symphoniker

Texte von Zeitzeugen und Zeitzeuginnen der Berliner Luftbrücke

Film, Animation, Ton: Lukas Thiel

Portraits Zeitzeugen: Katharina John

Textvorbereitung Zeitzeugen: Henrike Wassermeyer

Künstlerische Leitung: Katja Lebelt

Konzeption: Philippe Perotto

Vielen Dank an die Günter-Neumann Stiftung für die Bereitstellung des Insulaner Liedes

Aram Chatschaturjan | Säbeltanz

Aram Chatschaturjan (24.5.1903, Tiflis – 1.5.1978, Moskau) wuchs in Tiflis (heute: Georgien) auf und ging 1921 zum Kompositionsstudium nach Moskau. Bereits ab 1930 wurde er zu einem der wichtigsten Komponisten der Sowjetunion, 1939 besuchte er erstmals Armenien, das Land seiner Familie und Vorfahren.

1941 wurde Aram Chatschaturjan für sein Violinkonzert mit dem Stalinpreis ausgezeichnet, der höchsten Ehrung für einen Künstler in der damaligen Sowjetunion. Was ihn jedoch nicht vor Repressalien schützte: 1948 wurde er von Stalin als Volksfeind und „Formalist“ gemaßregelt und erst nach dem Tod des Diktators 1953 wieder rehabilitiert.

Der Säbeltanz, eine musikalische Anlehnung an kaukasischer Kriegstänze, ist aus dem Ballett Gayaneh, einem Liebesdrama aus dem Kaukasus. Das 1941/42 komponierte Werk galt als Fanal des Widerstands der Sowjetunion gegen die Nazis. Die Uraufführung fand 1942 in Perm statt.

Bekannt sind die Säbeltanz-Interpretationen der Theo Schumann Combo (1969), von den Puhdys (1971) sowie von electra (1976). Der Säbeltanz kommt unter anderem in dem Spielfilm Eins, Zwei, Drei von Billy Wilder (1961) und in Scoop – Der Knüller von Woody Allen (2006) vor. Er liefert auch den Soundtrack für Filme der Cohen Brüder und von Stanley Kubrick.

1948 war der Säbeltanz in einer Fassung von Woody Herman & His Orchestra 10 Wochen in den USA auf Liste der Billboard-Chartsongs.

Friedrich Hollaender | ‚Ruins of Berlin‘

Friedrich Hollaender (18.10.1896, London – 18. 1.1976, München) – im amerikanischen Exil als Frederick Hollander bekannt – war ein deutscher Revue– und TonfilmkomponistKabarettist und Musikdichter. Er wuchs in einer erfolgreichen Künstlerfamilie auf.   Bereits als Kind spielte Friedrich virtuos Klavier und verdiente mit dreizehn seine ersten Gagen in Berlin, wohin die Familie um die Jahrhundertwende gezogen war. Er improvisierte die musikalische Untermalung für Stummfilme und wurde als Meisterschüler von Engelbert Humperdinck ausgebildet.

In den 1920er Jahren war er in Berlin ein erfolgreicher Komponist für Kabarett und Revuen.

1931 eröffnete der musikalische Tausendsassa sein eigenes Cabaret, das Tingel-Tangel-Theater, das für seine Mischung aus erotischer, literarischer und politischer Satire bekannt und stets gut besucht war.

Den Nationalsozialisten war Hollaender nicht nur, weil er Jude war, sondern auch wegen seiner politischen Anschauung verhasst. 1933 flüchtete er mit seiner Familie über Paris nach Hollywood ins Exil. Dort führte er zunächst Regie und begann auch wieder Filmmusik zu schreiben. Es war eine extrem produktive Periode seines Schaffens, die in Deutschland kaum gewürdigt wurde. Er arbeitete mit Regisseuren wie Billy Wilder, Ernst Lubitsch oder Michael Curtiz und schrieb weitere Hits für Marlene Dietrich.

1955 kehrte der 60-Jährige nach Deutschland zurück.

Ruins of Berlin ist ein Song aus dem Film ‚A Foreign Affair‘, einer US-amerikanische Liebeskomödie von Billy Wilder. Der Film spielt in den Ruinen von Berlin im Jahre 1948 und handelt von einer Dreiecksbeziehung zwischen einem amerikanischen Armeeangehörigen, einer deutschen Nachtklubsängerin und einer republikanischen Kongressabgeordneten. Der Song wird am Ende des Films von der Sängerin Erika von Schlütow (Marlene Dietrich) im Nachtklub ‚Lorelei‘ gesungen, begleitet am Klavier von Friedrich Hollaender:

In den Ruinen von Berlin
Fangen die Blumen wieder an zu blüh′n
Und in der Nacht spürst du von allen Seiten
Einen Duft, als wie aus alten Zeiten!

Leroy Anderson | Summer Skies, Jazz Legato

Leroy Anderson (29. 6.1908, CambridgeMassachusetts – 18.5.1975, WoodburyConnecticut) war ein US-amerikanischer Komponist und wurde bekannt durch seine kurzen, originellen Konzertstücke.

Der Sohn schwedischer Eltern erhielt bereits als Kind Klavierunterricht von seiner Mutter. 1919 fing er am New England Conservatory of Music mit Klavier- und Musikunterricht an. Später studierte er an der Harvard University Komposition. Sein großes Interesse für Sprachen zeigte sich im Studium von Deutsch und den skandinavischen Sprachen, er beherrschte schließlich 9 Sprachen. Während des 2. Weltkrieges arbeitete er als Übersetzer für die US-Spionageabwehr.

Im Laufe der Jahre wurden viele seiner Werke als Titelmusik im Radio und im Fernsehen eingesetzt.

Jazz Legato entstand 1939 und Summer Skies 1953.

Günter Neumann | Der Insulaner

Günter Christian Ludwig Neumann (19.3.1913, Berlin – 17.10.1972 in München) war ein deutscher Kabarettist, Texter, Komponist und Pianist.

Nach Beendigung der Schule besuchte Neumann die Musikhochschule in Berlin. Ab 1929 trat er als Pianist beim Kabarett der Komiker (KadeKo) auf, später bei der Katakombe sowie gelegntlich beim Rundfunk. Als Soldat im Zweiten Weltkrieg gründete er ein Fronttheater.

Nach Ende des Krieges und seiner Kriegsgefangenschaft kam er nach Berlin zurück, wo er sich als Kabarettautor betätigte. Seine größten Erfolge waren die Kabarettrevuen Alles Theater (1947) und Schwarzer Jahrmarkt (1948). Während der Berlin-Blockade gab Neumann in West-Berlin die satirische Zeitschrift „Insulaner“ heraus. Daraus entstand das Nachkriegskabarett Die Insulaner, das sich seit Weihnachten 1948 zu einer der beliebtesten Sendungen mit 149 Ausstrahlungen im Berliner Rundfunksender RIAS entwickelte und später auch im Deutschen Fernsehen gezeigt wurde.

Ende 1958 zog Neumann nach München, wo er weiter für das Fernsehen arbeitete. So verfasste er u. a. Beiträge für Die Rückblende und schrieb für Hans Rosenthals Dalli Dalli-Sendungen die umrahmenden Chansons.

Ein Trümmerberg im Berliner Stadtteil Schöneberg, der in den Jahren 1946 – 1951  aus rund 1,8 Millionen Kubikmetern Trümmerschutt der im Zweiten Weltkrieg zerstörten Stadt entstand, wurde „Insulaner“ genannt in Anlehnung an das damals populäre Kabarett Günter Neumanns  „Die Insulaner“.

Während der Berlin-Blockade – Weihnachten 1948 – präsentierte Günter Neumann im RIAS ein Kabarettprogramm unter dem Titel Der Club der Insulaner. Die Sendung war antikommunistisch ausgerichtet und handelte von der Situation West-Berlins, das im Kalten Krieg vom Gebiet der DDR und Ost-Berlins umgeben war. Das Programm setzte sich aus Scherz, Satire und Ironie sowie einer Portion Ernsthaftigkeit zusammen. Texte und die Musik stammten von Günter Neumann.

Die Sendung war lange Zeit sehr beliebt in Ost und West und wurde zum Markenzeichen des RIAS. Die Erkennungsmelodie war das Insulanerlied, das mit seinem Refrain „Der Insulaner verliert die Ruhe nicht“ in unzähligen Variationen in jeder Sendung auftauchte.

Heute hören Sie das Lied in der Fassung von Dezember 1948. Die Bereitstellung des Notenmaterials erfolgte freundlicherweise durch die Günter Neumann Stiftung.

Cole Albert Porter | Anything goes und I get a kick out of you aus Anything goes

Porter (9.6.1891, PeruIndiana – 15.10.1964, Santa MonicaKalifornien) war ein US-amerikanischer Komponist und Liedtexter. Zu seinen bekanntesten Werken gehören die Evergreens Night and DayBegin the Beguine und I’ve Got You Under My Skin sowie das Musical Kiss Me, Kate.

Porter war Sohn einer Millionärsfamilie. Er studierte zunächst Jura in Yale und später Musik in Harvard, wo er allseits beliebte Tunes für Campus-Festivitäten oder Fußballteams komponierte, die sich später in seinen Musikrevuen wiederfanden.

Ehe er seine eigentliche Karriere begann, nahm er als Mitglied der französischen Fremdenlegion am 1. Weltkrieg teil.

Nach anfänglichen Misserfolgen eroberte er ab Mitte der 20er Jahre den Broadway. Cole Porter schrieb die Texte zu seinen Songs selbst.

Mehr als 500 Songs bezeugen über die Vielzahl der Musicals, Shows und Filme hinausgehend die künstlerische Vielseitigkeit und herausragende Produktivität Cole Porters. Nach einem Reitunfall und einer später erforderlichen Beinamputation zog sich der bis dahin immer im gesellschaftlichen Mittelpunkt stehende Komponist aus der Öffentlichkeit zurück. Am 15. Oktober 1964 starb er an den Folgen einer Nierenentzündung.

Die Uraufführung des Musicals ‚Anything goes‘ fand am 21. November 1934 im Alvin Theatre in New York statt. Die beiden Songs ‚I get a kick out of you‘ und ‚Anything goes‘ entstammen dem Musical.

Leonard „Lenny“ Bernstein | Candide, On the town

Bernstein (25.8.1918 als Louis Bernstein, LawrenceMassachusetts – 14.10.1990. New York City) war ein US-amerikanischer KomponistDirigent und Pianist. Zu seinen erfolgreichsten Musicals gehören On the Town (1944), Candide (1956), und vor allem West Side Story (1957).

Er war Sohn jüdischer Einwanderer aus der Ukraine. Als Kind lernte er Klavierspielen. Seine Jugend verbrachte er in Boston, besuchte die Latin School und wurde dann an der Harvard University unterrichtet.

Mit gerade mal 27 Jahren wurde er Chefdirigent des New York City Symphony Orchestra und machte sich einige Jahre später auch als Pädagoge, unter anderem mit einer Dirigierklasse beim Berkshire Music Center in Tanglewood, einen Namen.

Leonard Bernstein dirigierte bereits 1948 sein erstes Konzert in Deutschland. Viele amerikanische Künstler und Musiker wie Artur Rubinstein oder Isaac Stern boykottierten seit der Reichspogromnacht 1938 Auftritte in Deutschland

1958 ernannten ihn die New Yorker Philharmoniker zu ihrem Musikdirektor.

Leonard Bernstein dirigierte am 23. und 25. Dezember 1989 anlässlich des Mauerfalls im Schauspielhaus (heute: Konzerthaus) die 9. Sinfonie Beethovens. Für dieses Ereignis brachte er Musiker*innen aus West- und Ostdeutschland und allen vier Besatzungszonen zusammen, um gemeinsam zu musizieren.

Candide ist in eine Operette von Leonard Bernstein, die auf dem satirischen Roman Candide oder der Optimismus des französischen Philosophen Voltaire basiert. Die Uraufführung fand 1956 statt.

On the Town ist Bernsteins erstes Musical. Die Texte sind von Betty Comden und Adolph Green. Die Uraufführung fand am 28. Dezember 1944 im Adelphi Theatre in New York statt. Die Geschichte von „On the Town“ handelt von drei Seeleuten während eines 24-Stunden-Ausgangs in New York und ihren Abenteuern mit der monströsen Stadt.

Richard Rodgers | The lady is a tramp

The Lady is a Tramp ist ein Titel aus dem Musical Babes in Arms mit der Musik von Richard Rodgers und Texten von Lorenz Hart.

Am 14. April 1937 feierte „Babes In Arms“ im New Yorker Shubert Theatre seine Premiere, und es wurde einer der erfolgreichsten Musicals in der Geschichte des Broadway mit knapp 300 Aufführungen. Den Erfolg erklärt bereits ein Blick auf die Liste der Songs, die für das Musical neu entstanden und allesamt zu absoluten Evergreens wurden: „My Funny Valentine“, „Where Or When“, „I Wish I Were In Love Again“, und „The Lady Is A Tramp“.

George Gershwin | The man I love, Cuban Overture

sein Geburtsname war Jacob Gershovitz (26.9.1898, New York – 11.7.1937, Hollywood, Los Angeles). Der Sohn russisch-jüdischen Einwanderer wurde einer der bekanntesten US-amerikanischer Komponisten und Dirigenten. Zu seinen bekanntesten Werken zählen die Orchesterkompositionen Rhapsody in Blue und Ein Amerikaner in Paris, die Oper Porgy and Bess sowie das Stück Summertime.

Viele seiner Werke erlangten auch über Amerika hinaus große Popularität. Teilweise wurden seine Kompositionen als Filmmusik verwendet. Einige sind Jazz-Standards; sie wurden von namhaften Stars der amerikanischen und internationalen Unterhaltungsmusik interpretiert.

The Man I Love ist eine Ballade, die George Gershwin (Musik) und Ira Gershwin (Text) schrieben und 1924 veröffentlichten.

Die Gershwin-Brüder haben den Song ursprünglich für das satirische Musical Lady, Be Good geschrieben, er wurde aber bereits in den ersten Probenwochen wieder aus dem Musical entfernt und wurde als einzelnes Musikstück veröffentlicht.

The Man I Love war auch die Erkennungsmelodie für George Gershwins wöchentliche CBS-Radioshow Music by Gershwin, die 1934/35 ausgestrahlt wurde, und auch sein persönliches Lieblingsstück unter all seinen Kompositionen

Die Cuban Overture entstand im Juli/August 1932 nach einem 2-wöchigen Ferienaufenthalt Gershwins auf Kuba.

Die Themen des Werkes wurden beeinflusst durch Échale Salsita von Ignacio Piñeiro sowie durch das Volkslied La Paloma.

Auszug aus dem Roman ‚Kinder der Luftbrücke‘ von Juliana Weinberg

Texte von Zeitzeugen und Zeitzeuginnen der Berliner Luftbrücke:

Klaus K.

Wolfgang Büchle

Lieselotte Biel

Christel Drössler

Joachim Drössler

Horst N.

Bodo von Dincklage

Herzlichen Dank an Bodo von Dincklage.

Herzlichen Dank an die Zeitzeugen und an das Dibeliusstift Berlin für die freundliche Unterstützung.

Gegenüber dem Flughafen Tempelhof wurde die Columbiahalle 1951 als Sporthalle für die in Berlin stationierten US-Soldaten*innen und deren Angehörige errichtet.

Der Berliner Ort liegt in unmittelbarer Nähe des ehemaligen Flughafens Tempelhof. Hier kam während der Luftbrücke 1948/49 der Großteil der 2,1 Millionen Tonnen Fracht an.

Für den reibungslosen Betrieb der Luftbrücke wurde die südliche Start- und Landebahn gebaut. Diese unterbricht seitdem die Oderstraße in Neukölln.

Neben Briten und US-Amerikanern flogen später auch Piloten aus Australien, Neuseeland, Kanada und Südafrika. Frankreich dagegen konnte sich nur mit wenigen Flugzeugen an der Luftbrücke beteiligen.

Flughafen Tempelhof von oben, 1948

National Museum of the U.S. Air Force photo 050421-F-1234P-016

Der Himmel über Berlin war voller Flugzeuge. Diesmal, drei Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs, bedeute ihr Dröhnen für die Berliner nicht Unheil, sondern Rettung. Amerikanische und britische Flieger brachten Lebensmittel und Kohle in den abgeriegelten Westteil Stadt.

Das Konzert in der Columbiahalle findet in unmittelbarer Nähe zum Flughafen Tempelhof statt, dem zentralen Ort der Berliner Luftbrücke.

In den drei westlichen Besatzungszonen Deutschlands wurde am 20. Juni 1948 eine Währungsreform durchgeführt. Die neue Währung – die Deutsche Mark (DM) – sollte auch in West-Berlin gelten. Die Sowjetunion nahm das zum Anlass, West-Berlin von den westlichen Besatzungszonen abzutrennen. Sowjetische Truppen sperrten am 24. Juni 1948 alle Zufahrtswege nach West-Berlin. Damit begann die Berliner Blockade, die erst am 12. Mai 1949 endete. Die Auswirkungen spürten die Bevölkerung Berlins schnell, denn die Stadt war vom Nachschub an Lebensmitteln und vielen wichtigen Gütern abgeschnitten. Die Gas- und Stromversorgung der Westsektoren wurde von Seiten des Sowjetsektors drastisch eingeschränkt.

Aus gezielten Behinderungen wurde schließlich eine totale Abriegelung des Westteils der Stadt.

Die Blockade von Berlin war der erste Höhepunkt im Kalten Krieg. Durch die Blockade sollte ganz Berlin unter die Kontrolle der Sowjetunion gebracht werden. Zudem sollten die westlichen Alliierten USA, England und Frankreich dazu gezwungen werden, auf die Gründung eines Staates in ihren Besatzungszonen zu verzichten.

Die Berliner Luftbrücke –  Juni 1948 bis Mai 1949

Als Reaktion auf diese Blockade veranlasste der amerikanische Militärgouverneur Lucius D. Clay (1897-1978) die Einrichtung einer Luftbrücke. West-Berlin wurde nun über die Luft versorgt. Fast ein Jahr lang kamen alle lebenswichtigen Güter, vor allem Lebensmittel, Baumaterialien und Brennstoffe mit Flugzeugen in die Stadt.

Insgesamt gab es mehr als 550 000 Hin- und Rückflüge, etwa zwei Drittel davon flogen die USA, etwa ein Drittel die Briten, doch auch die Franzosen beteiligten sich. Die Flieger brachten insgesamt 2,1 Millionen Tonnen Kohle, Lebensmittel und andere Verbrauchsgüter in die eingeschlossene Stadt. Auch Menschen wurden ein- und ausgeflogen. Im Dauerbetrieb der Luftbrücke kamen die Flugzeuge etwa im Drei- Minuten-Takt an

Der Flughafen Tempelhof im amerikanischen Sektor war der Dreh- und Angelpunkt der Luftbrücke. Zusammen mit dem Flugplatz Gatow wurde hier die große Mehrzahl aller Flüge abgewickelt. Der Flughafen Tegel im französischen Sektor, am 1. Dezember 1948 eröffnet, rangierte auf Platz drei.

Im Volksmund wurden die Transporte „Rosinenbomber“ genannt, weil sie häufig vor ihrer Landung kleine Päckchen mit Rosinen für die Kinder in West-Berlin abwarfen.

Die Amerikaner brachten aber nicht nur Kohle, Baumaterial und Lebensmittel sondern auch den ‚American way of Life‘, Popkultur, Swing, Chewing-Gum, Coca-Cola und vieles andere:  Sicher ist jedenfalls, dass die Amerikanisierung nicht nur die Köpfe, sondern den ganzen Körper erfasste. Die amerikanische Alltagskultur hielt Einzug.

Im Verlauf der Blockade entstand und wuchs das Bewusstsein einer Schicksalsgemeinschaft der »Westsektorenbewohner«, die ihre gemeinsame Identität in der Abgrenzung von den Ostbürgern fanden.

Am 26. Juni 1948 nannte Der Spiegel die Bewohner*innen der Westsektoren erstmals »West-Berliner«, zwei Tage zuvor hatte die Sowjetunion die Abriegelung der Westsektoren eingeleitet. West-Berlin war im Lichte der Begriffsgeschichte ein Kind der Blockade und ihrer unmittelbaren Vorgeschichte.

Auf westlicher Seite sprach man offiziell von Berlin (West) und im Alltagsgebrauch West-Berlin und dementsprechend von Ost-Berlin bzw. Berlin (Ost), die DDR sprach nach der mit dem Mauerbau besiegelten Aufgabe ihres gesamtstädtischen Herrschaftsanspruchs von Westberlin versus Berlin, Hauptstadt der DDR.

Seit der Blockade 1948/49 und über die folgenden Jahrzehnte hinweg figurierte West-Berlin als die Frontstadt der Insulaner, eine zur Stadt gewordene Inkarnation des politischen Freiheitswillens, als »Insel der Demokratie im roten Meer des Kommunismus«, als »Vorposten der Freiheit«.

Das Ende der Luftbrücke

Insbesondere wegen der nachteiligen Folgen auf die Wirtschaft der SBZ und von Ost-Berlin durch das Embargo hochwertiger Technologie durch den Westen (Gegen-Blockade) und durch den Wegfall des Handels mit den Westzonen und angesichts des mit der Luftbrücke demonstrierten Willens, West-Berlin vor einer sowjetischen Annexion zu bewahren, sah sich die Sowjetunion schließlich veranlasst, die bisherige Blockade aufzuheben. Kurz vor Mitternacht vom 11. auf den 12. Mai 1949 wurden die Westsektoren wieder mit Strom versorgt und um 0:01 Uhr wurde die totale Blockade der Verkehrswege zu Land und Wasser aufgehoben. Es kam mit mehreren erneuten Einschränkungen und entsprechenden Protesten der westlichen Stadtkommandanten[2] schließlich bis zum Herbst 1949 wieder zu einer Lage der Verkehrswege, wie sie vor Beginn der Blockade seitens der sowjetischen Seite zugestanden worden war. Die Anzahl der Flüge der Luftbrücke wurde schrittweise verringert, bis Lagerbestände für etwa zwei Monate erreicht waren. Am 30. September 1949 wurde die Luftbrücke offiziell eingestellt. An diesem Tag landete auf dem Tempelhofer Flughafen der letzte Rosinenbomber mit zehn Tonnen Kohle an Bord.

Luftwege während der Berliner Blockade

 

Eine Douglas C-54 Skymaster bei der Landung in Tempelhof, Berlin 1948

United States Air Force Historical Research Agency via Cees Steijger, USAF photo 070119-F-0000R-101 

Künstlerische Leitung: Katja Lebelt in Zusammenarbeit mit dem teatreBLAU

Konzeption: Philippe Perotto

gefördert von der