Japanreise 2018

Japanreise 2018

Japantournee der Berliner Symphoniker® 2018

Reisebericht eines Orchestermusikers

Nach 12 Stunden Flug mit Swissair kommen wir am 14.6. morgens gegen acht Uhr am Flughafen Narita in Tokyo an. Für die Berliner Symphoniker®, die häufig international unterwegs sind, ist die anstehende Tour bereits das 9. Gastspiel in Japan. Vor uns liegt eine fast vierwöchige Tournee mit 16 Konzerten. Auf dieser Konzertreise werden wir in Japan zwischen Asahikawa hoch im Norden auf Hokkaido und Fukuoka auf Kyushu, der südlichsten der vier Hauptinseln, etwa 7.800 km mit Bus, Bahn und Flugzeug zurücklegen. Wir werden mit unserem abwechslungsreichen und breitgefächerten Konzertprogramm, unseren beiden hervorragenden Solisten, dem Pianisten Evgeni Mikhailov und Rei Tsujimoto (Violoncello) und unserem Chef Lior Shambadal, in 16 verschiedenen Konzertsälen gastieren.

Zunächst wohnen wir in Keio-Tama New Town, einer Vorstadt Tokyos. Der erste Tag der Japantour steht, wie immer auf langen Tourneen, zur freien Verfügung, einige nutzen ihn zur Erholung von der Reise, andere zur Besichtigung nahegelegener Sehenswürdigkeiten in Tokyo und Umgebung. Sehr beliebte Ausflugsziele sind die Rathaustürme von Tokyo in Shinjuku, von denen man bei gutem Wetter sogar den Fuji-san im Westen sehen kann, oder, weiter südwestlich, Kamakura mit seinem weltberühmten »Daibutsu«, einer 13m hohen Buddha-Statue aus dem 14. Jahrhundert.

Japan-Tournee
Japan-Tournee der Berliner Symphoniker® 2018

Unser erstes Konzert am 16.6. ist ein Nachmittagskonzert und findet in Fujisawa statt, einer mittelgroßen Küstenstadt, südlich von Tokyo. In diesem Konzert spielen wir von Dvořák »Carnival«, »Finlandia« von Sibelius, die »Unvollendete« von Schubert, das Cellokonzert von Schumann und die in Japan sehr beliebte 5. Sinfonie von Beethoven. In den nachfolgenden 15 Konzerten erklingen in unterschiedlicher Zusammenstellung neben den bereits genannten noch folgende Werke: von Beethoven die Sinfonie Nr. 7 und das Klavierkonzert Nr. 5, von Rachmaninov das 2. Klavierkonzert, von Ravel »Pavane pour une infante défunte«, von Smetana »Die Moldau« und von Tchaikovsky die 5. Sinfonie.

Unser nächster Konzertort heißt Aizu Wakamatsu. Danach fliegen wir von Sendai nach Sapporo auf Hokkaido. Auf Hokkaido bestreiten wir zwei Konzerte, eines in der 1,9 Millionen-Einwohner zählenden Inselhauptstadt Sapporo, das andere in der weiter nördlich gelegenen Stadt Asahikawa. Die Sapporo Kitara Concert Hall mit ihren 2.008 Plätzen gehört zweifelsohne zu den besten und schönsten Konzertsälen, in denen die Berliner Symphoniker® bereits gespielt haben. Unser dortiges Konzert ist auch ausverkauft, was das Konzerterlebnis ein noch schöneres Ereignis werden lässt. Auf Hokkaido sollte man neben den Konzertsälen auf jeden Fall auch das frisch gezapfte Bier namens Sapporo und eine der vielen Inselspezialitäten, z. B. Ramen auf Misobasis, genießen. Das haben wir auch getan.

Japan-Tournee
Japan-Tournee der Berliner Symphoniker® 2018

Von Asahikawa geht’s bzw. fliegt’s wieder nach Tokyo. Unser dortiges Konzert am 22.6. in der voll besetzten Suntory-Hall, eines der weltweit renommiertesten Konzerthäuser, ist ganz sicher einer unserer Höhepunkte in Japan. Die nächsten drei Konzerte sind in Sukagawa, Noshiro und Kanayama in der Nähe von Nagoya. Auf der Fahrt von Noshiro im Norden der Hauptinsel Honshu bis Nagoya im Süden der Insel verbringen wir fast vier Stunden im superschnellen Shinkansen (mit Umstieg in Tokyo) und legen gut 900 km zurück. Eine der Köstlichkeiten, die es im Shinkansen gibt, ist sicherlich das Matcha Ice Cream (Grünteeeis) für 200 Yen. Von Nagoya unternehmen wir auch einen Abstecher in das 260 km entfernte Nagano City Arts Center, um dort unser 9. Konzert zu spielen.

Der nächste Ort ist die Doppelstadt Fukuoka/Hakata auf der Insel Kyushu, auf der im Sommer ein feuchtwarmes Monsumklima herrscht. Die dortige Konzerthalle, die Acros Fukuoka Symphony Hall, die in einen modernen Gebäudekomplex integriert ist, gehört zu den eindruckvollsten Konzertsälen auf unserer Japantour. Auch hier haben wir die Freude, vor einem ausverkauften Haus u. a. das 5. Klavierkonzert von Beethoven mit Evgeni Mikhailov zu spielen. Seine Zugaben sind für die Orchestermitglieder, und natürlich für das Publikum, immer wieder ein besonderer Genuss. In Fukuoka verbringen wir auch unseren zweiten freien Tag der Tour. Leider ist es ein sehr verregneter Tag, dennoch genießen viele Orchestermitglieder den Tag auf einer der vorgelagerten Inseln oder in einem der vielen Tempel oder Schreine. Überall treffen wir auch auf die Vorbereitungen des wichtigsten Stadtfestes, des Hakata Dontaku Matsuri, bei dem sieben Männerteams mit riesigen Mikoshi (tragbaren Schreinen) am 15.7. eine 5 km lange Strecke entlang laufen.

Nach dem Konzert in Yamaguchi am 30. Juni, bleiben wir die drei nächsten Tage in Hiroshima. Hiroshima ist wahrscheinlich für alle Japanreisenden eine der bewegendsten und schönsten Orte Japans. Sehr bewegend ist das Mahnmal, das an den ersten Atombombenabwurf erinnert, der Atombombendom (Gembaku Domu). Miyajima hingegen, eine Insel in der Bucht von Hiroshima, gehört zu den schönsten und bekanntesten Sehenswürdigkeiten Japans. An einem dieser beiden Orte verbringen wir unseren dritten freien Tag.

Unser 13. Konzert findet in Utsunomiya, nördlich von Tokyo statt. Einen Tag später, am 5.7. gastieren wir wieder in Tokyo, diesmal in der Tokyo Opera City Concert Hall, einem Konzertsaal in Shinjuku mit atemberaubender Architektur. Auch unser zweites Konzert in Tokyo ist ausverkauft. Wie in allen Konzerten ist das Publikum begeistert und die Berliner Symphoniker® geben mehrere Zugaben: den ersten ungarischen Tanz von Brahms, »Farandole« aus Bizets Arlesienne und aus den Enigma-Variationen von Edward Elgar die 9. Variation »Nimrod«.

Das vorletzte Konzert in Okayama steht leider witterungsbedingt unter sehr ungünstigen Vorzeichen. Aufgrund einer Unwetterkatastrophe können wir unsere Reise nicht wie geplant im Shinkansen fortsetzen, sondern müssen in Osaka auf Busse umsteigen. Heftige Überflutungen verzögern unseren Reiseplan um etwa 12 Stunden. Erst morgens um 3 Uhr treffen wir in Okayama ein. Okayama beherbergt einen der sehenswertesten Gärten Japans, leider können wir diesen nicht besuchen, da wir nach unserem ausverkauften Nachmittagskonzert – leider erreichen nur 60% unseres Publikuns wegen des Unwetters den Konzertsaal – sofort nach Osaka aufbrechen, um sicher und rechtzeitig unseren letzten Konzertort zu erreichen.

In der wundervollen Symphony Hall von Osaka spielen wir unser letztes Konzert mit Werken von Dvořák, Sibelius, dem 2. Klavierkonzert von Rachmaninov und der 7. Sinfonie von Beethoven. Während der Schlusstakte des ersten Satzes der Beethovensinfonie dürfen wir noch ein Erdbeben erleben – für viele der Orchestermitglieder sicher eine Premiere. Unser letztes Konzert wird wie die vorangegangenen vom Publikum dankbar und enthusiastisch aufgenommen. Als letzte Zugabe spielen wir »Nimrod« von Elgar. Nach einem schönen letzten Abend und mit vielen Eindrücken fliegen wir am 9.7. zurück nach Berlin und freuen uns auf eine spannende Saison.

Philippe Perotto